Disputationsvortrag: Seite 13

steigt die Remanenzmagnetisierung mit zunehmender Schichtdicke rasch an.
Zur Erinnerung ist das STM-Bild für 1.9 ML hier noch einmal klein wiedergegeben. Mit polarem MOKE mißt man eine rechteckige Hysterese-Kurve. Im Gegensatz zu 0.9 ML ist der Film deutlich homogener und bewirkt, daß Koerzitivfeld und Sättigungsfeld zusammenfallen. Die Ummagnetisierung erfolgt nach dem Schema, wie ich es zu Beginn des Vortrages dargestellt habe: Kerr-Mikroskop-Aufnahmen belegen, daß es zur Nukleation von Domänen mit entgegengesetzter Magnetisierungrichtung kommt. So weist beispielsweise in den dunklen Bereichen die Magnetisierung in die Filmebene hinein, in den hellen Bereichen zeigt sie aus ihr heraus. Die eigentlich Ummagnetisierung erfolgt dann durch Verschiebung der Domänenwände bei nahezu unverändertem äußeren Feld. Gezeigt ist jeweils ein Ausschnitt von etwa 500 x 500 mm².
Bei größerer Fe-Bedeckung nimmt die Koerzitivfeldstärke ab (von 315 Oe bei 1.9 ML auf 150 Oe bei 3.2 ML). Die Ummagnetisierung erfolgt wieder durch Nukleation entgegengesetzt magnetisierter Domänen und ihrem anschließenden Wachstum, jedoch ist die Form der Domänenwände im Fall von 3.2 ML deutlich rauher als bei 1.9 ML.
Wie kann man das verstehen?
Nun, hierfür muß man die Energie berechnen, die zum Ausbilden einer Domänenwand benötigt wird. Da die Schichtdicke d in jedem der beiden Fälle konstant ist, muß man die Domänenwandenergie pro Einheitslänge für 1.9 ML und 3.2 ML bestimmen. Nach einer Standardabschätzung ist sie in cgs-Einheiten gleich 4 mal Schichtdicke mal der Wurzel aus dem Produkt von Austauschintegral A und effektiver Anisotropie K. Berücksichtigt man die Dickenabhängigkeit der Anisotropie, so ergibt sich diese Proportionalität. Ohne hierauf näher eingehen zu wollen, kann man jedoch feststellen, daß die Domänenwandenergie mit steigender Schichtdicke bis hin zur Reorientierungsschichtdicke abnimmt. Dies kann auch damit plausibel gemacht werden, daß die Anisotropie 2. Ordnung für die Spin-Reorientierung bei 3.8 ML verschwindet und folglich die Anisotropie bei 3.2 ML kleiner als bei 1.9 ML ist.
Somit ergibt sich, daß die Wandenergie bei 1.9 ML größer ist als bei 3.2 ML. Dies hat im konkreten Fall zur Folge, daß die bei beiden Filmen vorhandenen Substratdefekte bei 3.2 ML zu einer Wanddeformation führen, während sie wegen der höheren Wandenergie bei 1.9 ML überwunden werden, da es hier energetisch günstiger ist, die Defektbereiche umzumagnetisieren, um die Wand möglichst kurz zu lassen.

Ich kome nun zur Spin-Reorientierung ...

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