Hierfür müssen wir uns einen Augenblick mit dem nicht ganz neuen System
Fe/Cu(100) beschäftigen, das wegen seiner überaus interessanten und komplizierten
magnetischen wie strukturellen Eigenschaften bereits häufig studiert wurde und
immer noch wird. Einige wichtige Referenzen habe ich hier aufgeführt.
Es hat sich herausgestellt, daß die magnetischen Eigenschaften von der
Substrattemperatur bei der Filmherstellung abhängen. In dieser Abbildung von
Müller und Mitarbeitern ist die magnetische Remanenz über der Fe-Schichtdicke
aufgetragen. Für Wachstum bei Raumtemperatur kommt es nach dem Einsetzen
langreichweitiger Ordnung bei etwa 2 ML unterhalb etwa 4 Monolagen zu einer
leichter senkrechten Magnetisierungsrichtung. Der gesamte Film trägt zum
ferromagnetischen Signal bei, so daß die Remanenz linear mit der Schichtdicke
ansteigt. In einem mittleren Dickenbereich zwischen 4 und 10 ML ordnen nur die
oberen beiden Lagen ferromagnetisch, die leichte Richtung bleibt jedoch senkrecht
zur Filmebene, also out-of-plane. Eine Phasenumwandlung von fcc nach bcc führt
bei 10 ML zu einem Drehen der leichten Magnetisierungsrichtung in die Filmebene
hinein und man mißt mit longitudinalem MOKE (offene Kreise) eine magnetische
Remanenz.
Für Wachstum bei 100 K tritt die mittlere Phase nicht auf. Die senkrechte leichte
Magnetisierungsrichtung klappt bei 4 ML in die Filmebene. Dieses verhalten
erwartet man aufgrund einfacher Anisotropieüberlegungen für jedes Dünnfilmsystem
mit senkrechter leichter Magnetisierungsrichtung. Unterhalb der
Reorientierungsschichtdicke dominiert die Oberflächenanisotropie, während
oberhalb von d0 die Formanisotropie die Magnetisierung in die Filmebene zwingt.
Bei d0 verschwindet die effektive Anisotropie 2. Ordnung und es stellt sich die
Frage, wie die Spin-Reorientierung genau erfolgt.
Im Rahmen meiner Arbeit habe ich umfangreiche Temper-Studien durchgeführt und bin
zu dem Ergebnis gekommen, daß man Filme guter Qualität durch Wachstum bei 100 K
und anschließendes Tempern erzielt. Durch das Tieftemperatur-Wachstum bildet sich
eine scharfe nahezu interdiffusionsfreie Fe-Cu-Grenzfläche aus, wohingegen das
Tempern eine deutliche Oberflächenglättung bewirkt. Darüberhinaus konnte ich
zeigen, daß die Reorientierungsschichtdicke d0 mit der Temper-Temperatur auf
über 6 ML irreversibel ansteigt.
Jetzt werde ich mich aber auf den Bereich senkrechter Magnetisierung unter 4 ML
beschränken. Die STM-Bilder wurden bei 300 K aufgenommen. Alle magnetischen
Messungen, die ich zeigen werde, sind in polarer Geometrie zur Untersuchung
senkrechter Anisotropie bei einer Meßtemperatur von 120 K durchgeführt worden.
Das Wachstumsverhalten in diesem Schichtdickenbereich habe ich auf der folgenden Seite zusammengefaßt.
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Wachstum von LT Fe/Cu(100) |